"Schilde hoch" - Resilienz und Resistenz

Martin Geppert • 28. Juli 2025

"Schilde hoch" - Unterschied zwischen Resilienz und Resistenz


Resilienz und Resistenz sind zwei Begriffe, die oft im Zusammenhang mit Stressbewältigung verwendet werden, jedoch unterschiedliche Bedeutungen haben. Resilienz beschreibt die psychische Widerstandsfähigkeit und Anpassungsfähigkeit von Individuen in Krisensituationen. Resiliente Menschen können mit Belastungen besser umgehen, indem sie flexible Bewältigungsstrategien einsetzen und ihre eigene Resilienz stärken.

Im Gegensatz dazu bezeichnet Resistenz die Unempfindlichkeit oder Widerstandskraft gegenüber bestimmten Stressoren. Während Resilienz die Fähigkeit ist, sich an veränderte Lebenssituationen anzupassen und aus Krisen zu lernen, bezieht sich Resistenz auf eine Art von Schutzfaktoren, die Menschen vor negativen Auswirkungen von Stress schützen können.

Die „Schilde hoch!“-Szene aus Star Trek eignet sich wunderbar als Metapher, um den Unterschied zwischen Resistenz und Resilienz im Kontext von Führung und Achtsamkeit zu verdeutlichen.


Metapher aus Star Trek: "Schilde hoch!"

Wenn ein der Captain der Enterprise im Film  Star Trek „Schilde hoch!“ befiehlt, geschieht das in Erwartung eines Angriffs. Die Schilde blockieren äußere Einwirkungen – sie sind starr, schützend und reaktiv. Dies entspricht der Resistenz:

Resistenz = Schilde hoch!

Fokus: Abwehr von äußeren Einflüssen.

Strategie: Blockieren, Dichtmachen, "hart bleiben".

Haltung: „Ich lasse nichts an mich ran.“

Gefahr: Energieverbrauch ist hoch, System kann überlasten, wenig Anpassungsfähigkeit

Im Gegensatz dazu steht die Resilienz, die eher wie ein intelligentes Energie- und Selbststeuerungssystem wirkt. Resilienz bedeutet nicht, alles abzuhalten, sondern bewusst, flexibel und innerlich stabil mit Herausforderungen umzugehen.

Resilienz = Energiefluss steuern!

Fokus: Verarbeitung und Anpassung an äußere Einflüsse.

Strategie: Lernen, Reflektieren, Flexibilität.

Haltung: „Ich lasse etwas an mich heran, verarbeite es – und wachse daran.“

Vorteil: Nachhaltige Erholung, Wachstum, emotionale Intelligenz.


Transfer in den Alltag:

In einer Führungssituation bedeutet "Schilde hoch!" (Resistenz) vielleicht, sich sofort zu verschließen, Kritik abzuwehren oder Emotionen zu unterdrücken.
Resilienz
hingegen wäre, in der gleichen Situation kurz innezuhalten, wahrzunehmen, was geschieht, und dann bewusst zu entscheiden, wie man innerlich stabil und trotzdem offen reagiert.

Resiliente Führungskräfte sind also eher in der Lage mit belastenden Situationen souverän umzugehen, Krisen zu überwinden und möglicherweise sogar aus Krisen gestärkt hervorzugehen. In der Außenwirkung entsteht so oft ein Bild von Ruhe, Gelassenheit und Positivität.


Nutzen

Der Nutzen von Resilienz liegen in der psychischen Gesundheit und der Fähigkeit, Stressoren zu bewältigen. Resilienz ermöglicht es, aus schwierigen Erfahrungen zu lernen und sich weiterzuentwickeln. Die sieben Säulen der Resilienz, wie soziale Unterstützung und Lösungsorientierung, tragen dazu bei, die eigene Resilienz zu stärken.

Zusammenfassend ist die Stressbewältigung durch Resilienz oft wichtiger als durch Resistenz, da Resilienz die aktive Auseinandersetzung mit Stressoren fördert und langfristig zu mehr psychischer Gesundheit führt. Es ist wichtig, beide Konzepte zu verstehen und zu erkennen, dass Resilienz trainierbar ist und durch gezielte Übungen erlernt werden kann.


Wie Resilienz trainiert wird - z.B. durch Achtsamkeit

Achtsamkeit spielt eine entscheidende Rolle beim Training der Resilienz. Durch Achtsamkeitsübungen wie Meditation und Atemtechniken können Individuen lernen, ihre Gedanken und Emotionen besser zu regulieren. Dies fördert nicht nur die Selbstwahrnehmung, sondern hilft auch, in stressigen Situationen gelassener zu bleiben. Regelmäßige Achtsamkeitspraxis stärkt die mentalen Ressourcen, die notwendig sind, um Herausforderungen zu bewältigen und fördert insgesamt das Wohlbefinden.

Resilienz ist also keine Akutmaßnahme, sondern eine Fähigkeit...die muss sich erarbeitet werden, damit sie im Akutfall zur Verfügung steht.


Was ist Burnout?

Burnout ist ein Zustand emotionaler, körperlicher und geistiger Erschöpfung, der durch anhaltenden Stress – meist im Arbeitskontext – entsteht. Es ist kein plötzliches Ereignis, sondern ein schleichender Prozess, der mit Symptomen wie:

  • chronischer Müdigkeit,
  • innerer Leere,
  • Zynismus,
  • Leistungsabfall und
  • psychosomatischen Beschwerden

einhergeht.


Zusammenhang zwischen Resilienz und Burnout

  1. Resilienz als Schutzfaktor:
    Menschen mit hoher Resilienz sind
    weniger anfällig für Burnout, da sie besser mit Stress, Druck und Krisen umgehen können. Sie erkennen frühzeitig Warnsignale und greifen auf gesunde Bewältigungsstrategien zurück.
  2. Burnout-Risiko bei geringer Resilienz:
    Eine
    niedrige Resilienz kann bedeuten, dass Menschen weniger flexibel mit Veränderungen oder Belastungen umgehen. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass sich chronischer Stress aufstaut und zu einem Burnout führt.
  3. Resilienzförderung als Burnout-Prävention:
    Maßnahmen zur
    Stärkung der Resilienz – wie Achtsamkeitstraining, Coaching, Selbstreflexion, klare Werteorientierung oder gesunde Abgrenzung – helfen, Burnout vorzubeugen oder aus einem Burnout herauszufinden.
  4. Individuell & systemisch:
    Resilienz bezieht sich nicht nur auf das Individuum, sondern auch auf
    Organisationen: Eine „resiliente Organisation“ schafft ein Klima, in dem Menschen gesund und engagiert arbeiten können – was wiederum Burnout-Risiken reduziert.


Überraschende Fakten über Resilienz, Stress und Burnout

  • Die Begriffe Resilienz und Resistenz beziehen sich nicht nur auf körperliche Aspekte, sondern insbesondere auch auf psychische Gesundheit. Resilienz beschreibt die psychische Widerstandsfähigkeit, die es Menschen ermöglicht, mit Krisen und Stressoren umzugehen.
  • Resiliente Menschen zeigen eine hohe Anpassungsfähigkeit und sind oft flexibler im Umgang mit belastenden Lebenssituationen. Diese Flexibilität ist eine Schlüsselkompetenz in der Stressbewältigung.
  • Die sieben Säulen der Resilienz beinhalten soziale Unterstützung, Lösungsorientierung und Selbstwirksamkeit. Diese Schutzfaktoren sind entscheidend, um die eigene Resilienz zu stärken.
  • Stressbewältigung beschreibt oft die Resistenz gegenüber den negativen Auswirkungen von Stress. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass Resilienz lernbar und trainierbar ist, was bedeutet, dass jeder seine Resilienz erlernen kann.
  • Ein häufiges Missverständnis ist, dass Resilienz angeboren ist. In Wirklichkeit kann die Resilienz durch gezielte Strategien und Techniken im Erwachsenenalter weiterentwickelt werden, um besser mit stressigen Situationen umzugehen.


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